Ein Goldhamster kommt nach Aachen
Was kann schöner sein als ein entspannter Tag auf dem Spielplatz? Zusammen mit ihren Eltern ist Greta bei ihrer Tante in Aachen. Während Greta im Sandkasten sitzt, quatschen die Erwachsenen auf einer Bank. Es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint. Und ab und zu kitzeln die Sonnenstrahlen Gretas Gesicht, wenn sie durch das grüne Blätterdach der Bäume blinzeln. Greta schließt die Augen; die warme Luft riecht nach Sommer und Gras.
Sie liebt es, im Sandkasten Kuchen zu backen. Ihre beste und geheime Freundin Pinipa ist selbstverständlich mit dabei. Pinipa probiert jeden schmackhaften Sandkuchen mit Genuss. Wenn die Kuchen im Backofen sind, nutzt Greta die Zeit zum Schaukeln, Rutschen oder Klettern. „Dieser Kuchen hier ist besonders lecker“, schwärmt die kleine Freundin. „Nimm doch noch einmal die Erdbeerenform, ich liebe Erdbeeren.“
Da bemerkt Pinipa einen Hamster, der am Sandkasten vorbeihuscht. „Hallo Hamster“, ruft sie und winkt. Das kleine Tier kommt vorsichtig, mit schnuppernder Nase zu ihnen. „Guten Tag“, grüßt der putzige Nager zurück. „Hast du dich verlaufen?“ fragt Pinipa freundlich. „Oder bist du ausgebüchst?“ „Ich wohne nicht in einem Käfig“, antwortet der Hamster und lächelt. „Wir Goldhamster sind ursprünglich aus Syrien und eben dort komme ich jetzt her. Das ist unheimlich weit weg. Ich bin schon lange unterwegs und durch acht Länder gereist. In Syrien herrscht leider Krieg und ich bin auf der Suche nach einem neuen Zuhause.“
„Was bedeutet Krieg?“ will Greta wissen. Sie hat das Wort zwar schon oft gehört, kann sich darunter aber nichts vorstellen.
„Ein Krieg ist, wenn Menschen mit Waffen gegeneinander kämpfen“, erklärt der Goldhamster und wird ganz traurig. „Menschen und Tiere sterben; Häuser werden zerstört. Ständig musst du Angst haben, von einem Gewehr oder einer Bombe getroffen zu werden. Die Kinder können nicht unbesorgt auf der Straße spielen. Außerdem gibt es immer weniger zu essen. Je länger ein Krieg dauert, umso schlimmer ist er – vor allem für Kinder. Trotzdem vermisse ich meine Heimat sehr und meine Freunde noch mehr.“
„Das ist ja entsetzlich!“ Pinipa ist schockiert. „Wie gut, dass du jetzt hier bist! Wir helfen dir mein Freund.“ Der Goldhamster ist sehr glücklich darüber: „Das ist lieb von euch. Meint ihr denn, ich störe hier niemanden? Außerdem würde ich meiner Familie Bescheid sagen, dass sie zu mir kommen können. Ich möchte nicht, dass ihnen etwas zustößt.“
„Schau mal“, sagt Pinipa mit erhobenem Schlaumeier-Finger, „da vorne ist der Aachener Dom. Der ist weltberühmt. Karl der Große, ein berühmter König, ließ ihn in der Mitte seines Reiches errichten. Als er vor vielen hundert Jahren gebaut wurde, gab es noch gar kein Deutschland, keine Ländergrenzen. Die gibt es nämlich noch gar nicht so lange. Karl hat Menschen von überall her an seinen Hof nach Aachen geholt.
Seit eh und je kommen die Menschen nach Aachen und nach Deutschland. Es gibt dafür erfreuliche Gründe und es gibt traurige Gründe. Als der letzte Krieg in Deutschland war, den die Deutschen damals selber angefangen haben, sind viele Deutsche geflohen und überall in der Welt aufgenommen worden. Und das machen wir jetzt genauso! Ich jedenfalls freue mich schon, dich besser kennen zu lernen.“
Der Syrische Goldhamster wird ein sehr guter Freund von Greta und Pinipa. Ihm schmeckt der Erdbeersandkuchen am besten.
Ein Dank geht an Prof. Dr. Harald Müller für seine Hilfe