Ich lebe mittlerweile seit über 20 Jahren in Aachen und arbeite seit gut 15 Jahren als Journalist, Redakteur und PR-Berater. Und obwohl ich mich brennend (Achtung: Wortspiel – gleich kommt die Auflösung) – also obwohl ich mich brennend für Geschichte interessiere, habe ich noch nie über den Aachener Dom geschrieben. Bis jetzt!
Das liegt natürlich daran, dass ich vor allem über komplizierte technische Sachverhalte schreibe und sie verständlich erkläre. Derzeit ist der Aachener Dom allerdings Schauplatz einer technischen Revolution – nein, wir revidieren nicht noch einmal unser Verständnis vom Kosmos, was mich daran erinnert, dass die katholische Kirche und die Wissenschaften nicht immer dicke Buddys waren. Vielmehr bekommt der Dom eine hochmoderne, KI-gestützte Brandschutzanlage, die sogar eine brennende Kerze von einem Feuer unterscheiden kann.
Ich habe mich im über 1200 Jahre alten Dom mit René, Celina und Michael Göttgens getroffen, der Geschäftsleitung der Firma e-Line, die die Infrastruktur für die über 1 Mio. Euro teure Brandschutzanlage installiert. Der Projektleiter Nils Tinschmann von e-Line war ebenfalls dort und ihm und seinen Kollegen gebührt besonderer Respekt: Sie schleppen nach und nach über 15 Kilometer Kabel ohne Aufzug nach oben. „Kabel, Sensoren und Kameras müssen so angebracht werden, dass sie bestenfalls nicht zu sehen sind“, erklärte er mir. „Und dann dürfen wir aus Denkmalschutz-Gründen nicht einfach so ein Loch bohren oder einen Dübel setzen. Alles muss abgesprochen und jeweils absegnet werden.“ Absegnen fand ich in diesem Zusammenhang gut.
Dombaumeister Helmut Maintz war ebenfalls dort. Ich kannte ihn bisher nicht, sehr netter Mann übrigens. Er hat die Erneuerung des Brandschutzes vor seinem Ausscheiden aus dem Amt Ende Januar 2023 zu seinem Herzensanliegen gemacht.
Vermutlich hat ihn die brennende Kathedrale Notre-Dame de Paris deutlich mehr bewegt als den Rest der Welt. Schließlich ist der Aachener Dom ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe von unschätzbarem Wert und auch hier steht das Interieur aus Holz und Textil in unmittelbarer Nähe zu brennenden Kerzen und über 30 Jahre alten Kabeln. Bislang verfügt der Dom lediglich über eine herkömmliche Brandmeldeanlage in den Dachstühlen. Weite Teile des Doms sind tatsächlich nicht berücksichtigt. Aber darum kümmert sich ja jetzt e-Line.
Der Text basiert auf einem Artikel für die Aachener Zeitung mit paywall